„Ein hohes Maß an Fachkompetenz und Führungsstärke sind erforderlich“

05.06.2022

Mittelsachsens Landrat Matthias Damm erklärt die Vielseitigkeit seines Amtes. Und er bittet die Mittelsachsen, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen.

Herr Damm, am 12. Juni finden Kommunalwahlen statt. In vielen Städten und Gemeinden werden Bürgermeisterinnen/Bürgermeister oder Oberbürgermeisterrinnen/Oberbürgermeister gewählt. Zeitgleich findet auch die Landratswahl statt. Warum lohnt sich der Gang zur Wahlurne beziehungsweise die Briefwahl?
Die Mittelsachsen haben es mit ihrer Stimme in der Hand, durch wen und wie unser Landkreis in den nächsten sieben Jahren geführt werden wird und welche Außenwirkung wir erreichen. Nur eine hohe Wahlbeteiligung führt zu einem repräsentativen Wahlergebnis. Ich bitte die Wahlberechtigten deshalb recht herzlich darum, von ihrem demokratischen Mitwirkungsrecht unbedingt Gebrauch zu machen – und zwar sowohl im ersten als auch im wahrscheinlich erforderlich werdenden zweiten Wahlgang. 

Welche Aufgaben erwarten Ihren Nachfolger?
Der Landrat trägt als politischer Vertreter sowie als Leiter der Verwaltung Verantwortung für über 300 000 Einwohner. Als Chef der Kreisverwaltung ist er für 1 500 Mitarbeiter zuständig, die in unterschiedlichen Bereichen Ansprechpartner für die Bürger sind: beispielsweise Gesundheitsamt, Veterinäramt, Jugendamt, Sozialamt, Bauamt, Verkehrsamt, Straßenbau, Zulassungs- und Führerscheinstelle, Wasserbehörde sowie in den Bereichen Umwelt, Naturschutz sowie Brand- und Katastrophenschutz. Hinzu kommt die Leitung der Kreistagstätigkeit mit 98 Kreisräten. Zudem wird die Rechtsaufsicht über die 53 mittelsächsischen Städte und Gemeinden ausgeübt. Und nicht zuletzt: Der Landrat ist Aufsichtsrats- oder Verwaltungsratsvorsitzender in den Gesellschaften, bei denen der Landkreis Mehrheitsgesellschafter ist, wie zum Beispiel Krankenhäuser, Sparkassen, Entsorgungsunternehmen, Regiobus oder Wirtschaftsförderergesellschaften.

Welche Voraussetzungen sollte ein Landrat besitzen, der immerhin das höchste kommunale Wahlamt, das durch Direktwahl bestimmt wird, ausführt?
Eine Kreisverwaltung ist in hohem Maße auf eine sachgerechte und kooperative Zusammenarbeit mit den kreisangehörigen Kommunen angewiesen, genauso wie auf ein kooperatives Miteinander mit der Landesdirektion und den einzelnen Ministerien in der Landesregierung. Ebenfalls in besonderem Maße wichtig: die Handlungsfähigkeit und Entscheidungskompetenz in kritischen Situationen wie zum Beispiel Hochwasser, Pandemiegeschehen, Reaktion auf Flüchtlings- und Vertriebenenströme durch Kriege, die Herausforderungen durch den Klimawandel, Brand- und Katastrophenfälle und Ähnliches. 
Es reicht für einen Landrat also nicht aus, hier und da ein Bändchen durchzuschneiden, ein zünftiges Grußwort zu halten oder sich in politischen Debatten vielleicht auch unkonventionell zu Wort zu melden. Nein – hier sind ein hohes Maß an Fachkompetenz und Führungsstärke erforderlich, genauso wie ein gutes Netzwerk verlässlicher Partner und das Geschick, neue Wege zu gehen und Chancen zu nutzen und die Mittelsachsen entsprechend einzubeziehen.
Es ist also schon entscheidend, wer so ein Amt ausübt, um das Bestmögliche für die Bürgerinnen und Bürger sowie die Unternehmen und Dienstleister unseres Landkreises zu erreichen und den Wirtschaftsstandort zu stärken. Und auch die gebührende Unterstützung und Förderung des Ehrenamtes sind wichtig – das Ehrenamt ist der „Kit unserer Gesellschaft“. 

Wie haben Sie es geschafft, all diesen Zwängen, denen Sie letztendlich als Landrat unterliegen, gerecht zu werden?
In einem so großen Landkreis ist es nicht einfach, ständig in allen Kommunen präsent und vor Ort ansprechbar zu sein. Durch die Kommunaltage und Betriebsbesuche sowie durch meine Präsenz bei Veranstaltungen – ob als Gast oder Gastgeber. Wichtig ist, und das wünsche ich mir auch von meinem Nachfolger, Ziele und Werte zu vertreten, die dem Landkreis dienlich sind, ohne geltendes Recht zu brechen. Man muss stets die gesamte Bandbreite der anstehenden Aufgaben im Blick haben und in der Lage sein, die dafür nötigen Netzwerke entweder bereits zu haben oder zumindest aufbauen zu können.