Tag des offenen Denkmals: Das sind die Preisträger

12.09.2023

In Reinsberg, im Festsaal des Schlosses, hat Landrat Dirk Neubauer am Sonntag die Denkmalpreise des Landkreises vergeben und damit verdienstvolle Denkmaleigen­tümer beziehungsweise Men­schen, die sich seit Jahren in der Altbauerhaltung und Ge­schichtsforschung engagieren, geehrt.

Mit dem Denkmalpreis des Landkreises wurden ausgezeichnet:

1. Claus Vogt für sein Engagement für den Rittergutkomplex in Reinsberg.
1999 kaufte der den Gutshof am Schloss. 24 000 Quadratmeter mit einer maroden Gärtnerei, heruntergekommenen Ställen, einem brach liegenden Heizhaus und der einstigen Gaststätte. Die Anfangszeit war nicht leicht: Die veraltete Heizung in den Mietwohnungen versagte den Dienst, die Sanitärrohre barsten, das Stromnetz brach mehr als einmal zusammen, die Bewohner verließen ihre Behausungen. Stattdessen erschienen die Baubehörde und der Denkmalschutz zum Ortstermin. Aufforderungen zur  Notsicherung  waren die Folge. Das Jahr 2008 war nach den Worten von Claus Vogt das Wendedatum, von welchem an es ganz allmählich aufwärts ging: Dächer und Gemäuer wurden repariert, zeitgemäßer Wohnraum geschaffen, der Schadeinwirkung ein Ende abgetrotzt. „Es ist natürlich nicht so, dass sich aus einstigen Landwirtschaftsimmobilien Luxusappartements, aus früheren LPG-Wohnungen Märchenschlösser zimmern ließen: doch mit Kreativität, handwerklichem Geschick und dem Sinn für die individuelle Note wird hier auf dem Gutshof lebenswerter Mietswohnraum für vorwiegend junge Familien geschaffen, der  sich einer regen Nachfrage  erfreut“, so Falk-Uwe Langer in seiner Laudatio, der den großen denkmalpflegerischen Verdienst des Ausgezeichneten lobte. Denn noch heute zählen zum Ensemble zahlreiche Flächen und Räume, die auch perspektivisch  nicht gewinnbringend genutzt werden. Claus Vogt hat sie dennoch soweit hergerichtet, dass sie wieder betreten werden können, Schutt weggeräumt und sie stabilisiert. „Denn die Geschlossenheit des Hofes zu  bewahren, ist ein zentrales Anliegen angesichts des Umfangs der bestehenden Aufgaben.“

2. Anne und Falk Geißler für die Sanierung eines Fachwerkhauses in Sörnzig.
404 Jahre alt ist das Haus unterdessen, eines der ältesten seiner Art im Kreis. Ohne Familie Geißler aus Rochlitz, die bei einem Spaziergang die Ruine entdeckte, würde es wohl nicht mehr stehen. Denn noch vor sechs Jahren war das Grundstück verwildert, das Dach halb offen, der Westgiebel zum Teil eingestürzt, Fensterscheiben eingeschlagen. „Aber Anne und Frank Geißler hatten die nötige Phantasie, sich hier ihren Wohnsitz vorstellen zu können“, so Laudator Thorsten Kühnrich-Benthin. Nach dem Kauf des Grundstückes Ende 2016 begann das Freischneiden und Aufräumen. Nachdem das Haus entrümpelt und der Nordgiebel gesichert war, wurde der dicke Zementputz vom Fachwerk abgestemmt. Zum Vorschein kam Fachwerk mit den seltenen „Andreaskreuzen“ aus dem 17.Jahrhundert. Eine Untersuchung ergab ein Fälldatum der Bäume von 1619. Von Anfang an stand für Geißlers fest, dass sie mit Naturbaustoffen bauen und so viele alte Baumaterialien wie möglich wiederverwenden würden. Der ausgebaute Strohlehm der Fachwerkgefache wurde wieder eingebaut, die Kodersdorfer Dachziegel aus DDR-Zeiten geborgen, sortiert, ergänzt und wieder aufs Dach gelegt. Ende 2021 – nach 2,5 Jahren Bauzeit – konnte die jetzt fünfköpfige Familie Geißler in ihr neues altes Zuhause einziehen. Mittlerweile schätzen sie das Leben im kleinen Sörnzig sehr.

3. Jens Kugler für seine Verdienste um die Montanarchäologie.
Schon als Kind war er auf der Suche nach Mineralien und Fossilien. An der TU Bergakademie Freiberg studierte er schließlich Geologie. Neben eigenen Schriftenreihen und Dokumentationen zum Montanwesen bearbeitet er auch verschiedene Projekte für das Bergarchiv Freiberg, das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie sowie für das Sächsische Oberbergamt. Bis heute entstanden zahlreiche Fotografien montanhistorischer Sachzeugnisse sowie vielzählige Aufsätze und Berichte zur Bergbaugeschichte, unter anderem zur Bergbaulandschaft Gersdorf, zum Hüttenkomplex Halsbrücke, zum Rothschönberger Stolln, zum Bergbaugebiet Brand-Erbisdorf und zum Alte Hoffnung Gottes Erbstolln in Kleinvoigtsberg. Doch Jens Kugler tritt nicht nur durch seine Forschungen in Erscheinung. „Seine Begeisterung für den Bergbau und dessen bauliche Zeugnisse äußert sich auch darin, dass er sich den vom Verfall bedrohten Objekten annimmt, um diese für die Nachwelt zu erhalten“, heißt es in der Laudatio. Als das ehemalige Hut- und Bergarbeiterwohnhaus der Grube Freudenstein Erbstolln in Halsbrücke 1992 abgebrochen werden sollte, entschied sich Jens Kugler zu dessen Kauf und sanierte es denkmalgerecht. Aktuell wird das Huthaus Halbrücke durch ihn wieder hergerichtet.

Zum neuen ehrenamtlich Beauftragten für Denkmalpflege im Landkreis wurde Dr. Hans-Dieter Langer berufen. Er studierte Physik, war lange Hochschuldozent und ist Autor mehrerer Bücher und Filmemacher. Seit vielen Jahren betreibt er Privatforschung auf verschiedenen Gebieten, hat unter anderem ein Buch über ein Kulturdenkmal in Niederwiesa, die Landvilla „Haus Ellen“ geschrieben. Damit hat Mittelsachsen 27 ehrenamtliche Denkmalpfleger.

Das Motto des diesjährigen „Tages des offenen Denkmals“ lautet: „Talent Monument“. Im Fokus des Interesses stehen hierbei die einzigartigen Merkmale, die Denkmale auszeichnen, so­zusagen ihr individuelles „Ta­lent“. Es geht zugleich aber auch um die Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit des über­kommenen baulichen Bestan­des, seine Möglichkeiten und Grenzen.

Vorgestellt wurden außerdem die diesjährigen Publikationen über Denkmäler in Mittelsachsen, die mit Hilfe der Sparkassenstiftung finanziert werden konnten. Erschienen sind die Broschüren mit den Titeln „Das Brauhaus in Penig und seine Umgebung“ und „Geschichte und Gegenwart von Reinsberg“ sowie Faltblätter über das Hohe Haus in Rochlitz, Schloss Sachsenburg, den Platz der Ermahnung in Mühlau sowie das Pumpenhaus der Färberei Wilhelm Eduard Dehnert in Mittweida. Sie werden demnächst im Bereich Publikationen unter www.landkreis-mittelsachsen.de veröffentlicht.

Gut gefüllt war der Festsaal des Schlosses Reinsberg zur Eröffnungsveranstaltung.